Schattendorf durch die Jahrtausende

Das heutige Gemeindegebiet von Schattendorf war bereits in der Jungsteinzeit, vor gut 7000-8000 Jahren besiedelt und bewirtschaftet. Neolithische Funde aus dieser Zeit belegen die Existenz einer Ansiedlung am Rande des heutigen Ortsgebietes von Schattendorf.

Welche Wege die Steinzeitsiedlung im Laufe der Bronzezeit ging bleibt uns auf Grund fehlender Funde aus der Bronzezeit (noch) verborgen. Diesbezüglich ist nur ein geringes Indiz, in Form von einzelnen Keramikfragmenten, vorhanden. Wohingegen die Eisenzeit ein offensichtlich wieder florierendes Leben in diese Gegend brachte. Trotz der, bis heute noch unbekannten Hallstattsiedlung in diesem Raum, ist das Gräberfeld der Menschen der frühen Eisenzeit umso präsenter und bekannter. Die Grabhügelgruppe im Haidspitzwald gibt uns Aufschluss über die Bestattungssitten der hallstättischen Bewohner dieser Region. Besonders die prunkvollen Kegelhalsgefäße dieser Zeit faszinieren noch heute.
Weiterhin belebt scheint es zur Römerzeit, etwa um 0-400 n. Chr. hier zugegangen zu sein. Eine gigantische römische Villa, vermutlich der Sitz eines reichen Mannes mit seiner Familie und seinen Bediensteten, zahlreiche Grabsteine und Münzfunde quer durch das heutige Schattendorf geben uns Aufschluss über das Leben und die Geschehnisse dieser Zeit. Auch dem Bauerntum waren die Römer in diesem Gebiet zugetan – dies wurde durch den Fund eines im Raum Burgenland einzigartigen Pflugdepots deutlich.

Im weiteren Verlauf der Geschichte, zu Beginn des Mittelalters, ist nur wenig aus archäologischer Sicht bekannt. Mit Sicherheit gehörte Schattendorf der Herrschaft Mattersdorf-Forchtenstein an. Auf historischen Karten aus dem 17. und 18. Jhdt. ist Schattendorf verzeichnet. Die Schüsse von Schattendorf, Auslöser der Julirevolte im Jahre 1927 und deren gerichtliche Nachstellung und Aufarbeitung im Jahre 2017 (vgl. https://der.orf.at/unternehmen/aktuell/justizpalastbrand100.html) zählen zu den abschließenden Punkten für Schattendorfs Geschichte.

Neolithikum

Schattendorf reizte bereits in der Jungsteinzeit die ersten Siedler zur Sesshaftwerdung. Dies zeigt sich anhand neolithischer archäologischer Funde wie Steinwerkzeugen oder Scherben.
Der fruchtbare Boden war Grundlage für die Bewirtschaftung der ersten Ackerflächen und der Errichtung eines ersten Dorfes, vermutlich mit Lanhäusern, wie im gesamten Burgenland in dieser Zeit üblich. Solche Häuser boten Platz für mehrere Generationen und deren Tiere. Ein hier gefundenes Steinbeil, eine Scheibenkeule oder ein Flachbeil dienten als Werkzeuge. Zur Nahrungszubereitung wurde Getreide mit Klopf- oder Reibsteinen auf typischen Reibplatten kleingemahlen und anschließend verarbeitet.
Große Gruben in der Umgebung der Langhäuser dienten wohl als Lehm- und Materialentnahmegruben für den Hausbau und wurden anschließend als Abfallgruben genutzt. In solchen Gruben finden Archäologen und auch aufmerksame Bauern oder Spaziergänger immer wieder typische Keramikscherben der Linearbandkeramik.

Kupferzeit

Badenzeitliches Tonfaß, Foto: K. Kaus, BLM

Welchen Verlauf die steinzeitliche Siedlung in der Kupferzeit nahm, lässt sich leider durch keinen nachweisbaren archäologischen Befund sagen. Fest steht jedoch, dass auch in der Kupferzeit zumindest Menschen hier durchzogen oder das Gebiet in irgendeiner Form nutzten. Gefäßfragmente, aufgesammelt nahe der Steinzeitsiedlung und ein, bereits im 19. Jhdt. bei Arbeiten im Zuge einer Bachregulierung aufgefundenes tönernes Fass von 40 cm Höhe und 29 cm Durchmesser, belegen die Nutzung dieser Region um 3000 v. Chr. Zu dieser Zeit kann für unsere Breiten die Badener Kultur erfasst werden. Die typischen Verzierungsformen wie Fingertupfenleisten sind auch auf den Keramikscherben zu finden. Fehlende oder nur in geringem Maße vorhandene Vergleichsfunde im europäischen Raum weisen es als Unikat aus. Das Fass befindet sich heute im Museum von Sopron.

 

 

Bronzezeit

Die gesamte Bronzezeit hindurch, also von etwa 2400 – 800 v. Chr., bleibt die Geschichte des Ortes beinahe vollkommen im Dunkeln. Einzig eine, im selben Zug mit dem Tonfaß und ebenso ohne Fundort, Bronzelanzenspitze die erwähnt wird deutet auf mögliche Auseinandersetzungen hin. Solche Lanzenspitzen (genaue Beschreibungen zu dem Originalfund fehlen) sind im burgenländischen Raum selten.

Hallstattzeit

Originalfoto der Grabung von F. Hautmann, 1924, Foto: BLM

Obwohl der Siedlungsraum der frühen Eisenzeit noch im Verborgenen bleibt ist anzunehmen, anhand vergleichbarer Siedlungen, dass sich die Siedlung der Hallstattzeit auf einer Anhöhe befand. Diese Höhensiedlungen waren von einem Wall umgeben, um die Menschen und das Vieh im Inneren der „Hallstattburg“ zu schützen. Solche Höhensiedlungen finden wir in unmittelbarer Umgebung etwa in Schwarzenbach oder weiter südlich im Raum Schandorf/Burg. Auch hier im Raum Schattendorf gibt es leichte Anhöhen in Gewässernähe die sich vorzüglich für eine solche befestigte Siedlung eignen würden. Funde aus dieser Zeit sind bis heute noch unbekannt.
Umso bekannter, im Volksmund auch die „7 Hügel“ genannt ist das Hügelgräberfeld im Haidspitzwald. Die Erforschung der insgesamt 30 hallstattzeitlichen Grabhügel in jenem Walde begann bereits im 19.Jhdt. Entdeckt, bzw. erstmals erwähnt wurden sie von R. Hoernes, einem Neffen des bekannten Geologen Prof. Eduard Sueß (1831-1914), welcher ein Landhaus in Marz besaß. Er gab diese Information an den späteren Ausgräber, Franz Heger weiter. Heger war zur damaligen Zeit eine Autorität auf dem Gebiet der Hügelgräbergrabungen durch seine Ausgrabung in Pillichsdorf, Niederösterreich. Damit begann im Jahre 1882 die erste Grabung, in deren Folge 4 Hügel ergraben wurden. Der Ödenburger Altertumsverein, dessen Interesse ebenfalls durch die Vorgänge im Haidspitzwald geweckt war, grub in den darauffolgenden Jahren unter der Leitung von F. Storno (1888) und L. Bella (1892) 5 weitere Hügel aus. Mehrere Hügel tragen Störungen die wohl auf Stellungen aus dem zweiten Weltkrieg oder leider viel zu oft vorkommende Raubgrabungen zurückzuführen sind. Erst wieder in den 20er Jahren wurde unter dem damaligen Korrespondenten und späteren Konservator (ab 1924) des Bundesdenkmalamtes Dr. Friedrich Hautmann in Kooperation mit dem Burgenländischen Landesmuseum ein weiterer Hügel ergraben. Die gesamte Gruppe mit einer Ausdehnung auf etwa 260 m Länge (SO – NW) und 120 Breite wurde im Jahre 1979 durch Dr. Karl Kaus vermessen und die konkrete Anzahl eruiert. Die Funde der einzelnen Grabungen befinden sich heute zum Teil in Sopron, zum Teil im Burgenländischen Landesmuseum.

Vermessungsplan des Hügelgräberfeldes, Plan: K. Kaus, BLM

 

La Téne-Zeit

Aus einem der von L. Bella ergrabenen Hügel ist die latènezeitliche Nachbestattung einer Frau bekannt. Dem Bericht zufolge wurden ein Hals- und ein Armreif von dem Ausgräber an das Naturhistorische Museum in Wien übergeben. Nachbestattungen in bereits bestehenden Hügeln sind nicht selten und bereits aus der Bronzezeit bekannt.

Römerzeit

Zahlreiche Auffindungen römischer Münzen und Grabsteinbruchstücken sowie Keramikfragmente lassen Schattendorf als römischen Siedlungsraum aufleben. Deutlich sichtbar für jeden Vorbeifahrenden ist das Lüßkreuz ungefähr auf halber Höhe zwischen den Ortsenden Baumgarten und Schattendorf. Die auf dem Steinmonument abgebildete heilige Familie steht auf einem römischen Säulenkapitell.
Die datierbaren Funde, wie etwa die Münze des Domitian (81-96 n. Chr.) oder die Grabstele des C Statius Gratus (Flavische Zeit um 100 n. Chr.) deuten auf die recht frühe römische Ansiedlung an diesem Orte hin. Römische Behausungen und Siedlungsspuren sind um den heutigen Bahnhof, sowohl in Richtung Grenze als auch zwischen Bahnhof und der L224 (Schattendorferstraße) bekannt. Besonders die römische Villa in der Nähe der Bahnstation Baumgarten-Schattendorf zeigt den Reichtum der hier angesiedelten Römer.

Grundsätzlich lässt sich eine römische Villa rustica, also die „ländliche“ Variante eines römischen Gutshofes in mehrere Bereiche einteilen. Grundsätzlich steht im Zentrum das Hauptgebäude, also der Wohnsitz der wohlhabenden Römischen Familie. Dieses Haupthaus wird in der Regel von Wirtschaftsgebäuden und Nebengebäuden wie den Wohnräumen der Diener begleitet. All diese einzelnen Gebäude bilden einen mit einer Mauer ummauerten Komplex. Die Villa und die damit verbundenen landwirtschaftlichen Tätigkeiten wurden meist durch Sklaven oder Untergebene der Hausherren ausgeführt. Die Äcker wurden bewirtschaftet und das Vieh versorgt sowie das Haus, also die Villa in Schuss gehalten.

Die Auffindung mehrerer römischer Grabsteine gibt uns weiter Auskunft über das vermutlich nicht unweit davon bestehende Gräberfeld.

Doch nicht nur dieser antike Gutshof, sondern ein weiterer sensationeller und in diesen Breiten einzigartiger Fund stellt die landwirtschaftliche Nutzung dieses Gebietes wieder einmal in den Mittelpunkt. Eine Ansammlung von Pflugscharen, höchst wahrscheinlich im Zuge einer Sicherung niedergelegt, wurden bei einem Hauskanalbau der Familie Grafl im Jahre 1982 nicht unweit der Villa und den anderen römischen Fundstücken zu Tage gefördert. Diese massiven schmiedetechnischen Meisterstücke waren Teil von zumindest zwei Pflügen. Zwei 60 cm lange Seche, welche als Vorschneidemesser zur Auflockerung der Erde an der Vorderseite des Pfluges dienen und eine Hipposandale – ein Vorläufer des Hufeisens datieren dieses Depot in das Ende der römischen Kaiserzeit, also an das Ende des 4. Jhdt. n. Chr.

Die drei bekannten Grabsteine/Grabsteinfragmente bringen uns die Glaubenswelt der römischen Bevölkerung ein wenig näher. Üblich war es zu jener Zeit auf den Grabsteinen stets den oder die Verstorbene hochleben zu lassen, sei es in Form von überschwänglichen Formulierungen oder im Falle von vorhandenen Bildmaterialien die Güter und den Reichtum für die Ewigkeit darzustellen. Im Falle der Schattendorfer Römersteine geben uns die Inschriften Aufschluss über die Bestatteten.

Zwei Grabstelen sind an der Kirchenmauer zu besichtigen. Beide wurden um 1700 im Zuge der Neuerrichtung der Pfarrkirche zu Tage gefördert. Datierbar ist zumindest eine der beiden Stelen in die Anfänge des 2. Jhdt. nach Christus. Ein drittes Grabsteinfragment aus dem Umfeld der villa wurde im Jahre 2002 durch eine aufmerksame Flurbegehung des damaligen Landesarchäologen Dr. Karl Kaus entdeckt.

Grabstele des C Statius Gratus

Der aus Sandstein gefertigte Grabstein, wurde von Caius Statius Severus, dem Hauptmann der 13. Legion für seinen freigelassenen Sklaven Caius errichtet. Es war im römischen Reich durchaus üblich den Errichter der Grabstele in der Inschrift anzuführen. Caius war zum Todeszeitpunkt 35 Jahre alt. Dier Aufenthalt der 13. Legion ist von 98-101 in Vindobona, also Wien nachgewiesen. Demnach lässt sich auch dieser Grabstein um etwa 100 n. Chr. datieren.

Portraitstele (schlechter Erhaltungszustand)

Leider ist durch den schlechten Zustand der Kalkstein-Portraitstele nicht mehr festzustellen ob es sich auf dem Portrait um einen Mann oder eine Frau handelte. Lesbar sind einzig die Worte iconis f (f ist die gängige Abkürzung für filius/filia – also Sohn oder Tochter). Demnach lag an dieser Stelle die Tochter oder der Sohn eines freien Kelten begraben. Dies ist gleichwohl auch der quasi älteste Familienname aus Schattendorf.

Grabsteinfragmente

Grabsteinfragment mit Inschrift Foto: Wien - Institut für Alte Geschichte der Universität Wien

Ausgeackert im Jahre 2002 in der Nähe der villa ist aus Schattendorf ein weiterer Grabstein aus Sandstein bekannt. Einzig ein Inschriftenrest der auf „spurii filia“, also uneheliche Tochter hindeutet ist klar entzifferbar.

In welchem Zusammenhang die Grabsteine miteinander stehen ist (bis heute) unklar.

 

 

 

 

 

Mittelalter

Zwei angeblich in Schattendorf aufgefundene Frauenarmreifen aus einem Grab des 9. Jhdt. wurden 1895 an das Naturhistorische Museum durch L. Bella vermittelt. Leider, da bis heute keine Fundstelle bekannt ist, lässt sich hier kein Fundumstand rekonstruieren.

Schlacke, das Abfallprodukt der Metallerzeugung, ein Beweis für Verhüttung, deutet auf eine lokale Eisenproduktionsstätte an mehreren Orten im Ortsgebiet von Schattendorf hin.
Friedrich Hautmann fand in der Fabrikstraße 35, Standort der einstigen Pfeifenfabrik und heute des Cafe-Restaurant Sonnenhof mittelalterliche Scherben mit typischer Wellenband- und Linienverzierung. Diese Verzierungsformen sind etwa um 1000 n. Chr. zu datieren. In Sopron wurden während eines Wohnbauvorhabens Keramikfragmente ähnlicher Art ergraben. J. Gömöri bringt die Funde mit der Grenzwächtersiedlung zur Zeit Stephan I. von Ungarn in Verbindung.
Im 13. Jhdt. wird Schattendorf durch König Bela IV an den Grafen Simon und Bertrand als Entlohnung für die Unterstützung im Kampf gegen die Mongolen verliehen. Dies war der Beginn des Anschlusses an die Forchtensteiner Grafschaft. Eine lange Zeit hindurch war Schattendorf mit der Herrschaft Forchtenstein verbunden.

Um das 15. Jhdt. sind die Namen von Bauern, welche ihren Wein nach Ödenburg in Sicherheit brachten, bekannt. In einem Urbar von 1498-1500 werden die Schattendorfer Untertanen aufgezählt. 10 ganze und 9 halbe Lehen und insgesamt 3 Hofstätten.

Neuzeit

Zu Anfang noch im Besitz der Habsburger wurde Schattendorf 1621 (noch ein Teil der Herrschaft Forchtenstein) an die Familie Esterhazy überschrieben. Etwa von diesem Zeitpunkt an begann sich das Reich der Familie Esterhazy auszuweiten. Aus dem Urbar von Forchtenstein aus dem Jahre 1675 ist ersichtlich, dass Schattendorf als Siedlung an der Zahl der Häuser und deren Einwohner ständig wuchs.

Im 17. Jhdt. wurde Schattendorf durch die Kuruzzeneinfälle schwer beschädigt und beinahe dem Erdboden gleichgemacht. Doch das Dorf bestand fort oder was wohl wahrscheinlicher erscheint, wurde in mühseliger Arbeit neu errichtet. Dies ist auf historischen Karten nachweisbar. Auf neuzeitlichen Karten, am Beispiel der Josephinischen Landesaufnahme aus den Jahren 1782 bis 1785 ist Schattendorf, zu damaliger Zeit noch als Schadendorf angeführt, bedeutend kleiner als heute. Auch auf dem etwa ein Jahrhundert später erstellten Kataster ist Schattendorf eingezeichnet.

Josephinischer Kataster (1782-1785) - Kartenausschnitt um Schattendorf

Franzisteischer Kataster (1782-1785) - Kartenausschnitt um Schattendorf

Zeitgeschichte

Der 30. Jänner 1927 stellt wahrscheinlich das dunkelste Kapitel in der Schattendorfer Geschichte dar. Bei dem Zusammenstoß von Frontkämpfern und dem Republikanischen Schutzbund kamen ein Kind, der Schattendorfer Josef Grössing und ein Kriegsinvalider, der Klingenbacher Mathias Csmarits, ums Leben. Der Ausgang des Prozesses am 15. Juli 1927 in Wien hatte den Justizpalastbrand zur Folge. Für viele, vor allem die sozialdemokratischen Anhänger, war das Urteil ein Hohn auf jedes Gefühl der Gerechtigkeit. Diese zwei Ereignisse waren aber keine Einzelfälle, sondern ein Glied in einer langen Kette an politischen Gewaltfällen.

Anfang der 1930er Jahre nahm das Schmugglerwesen auf Grund der wirtschaftlichen Krise derart zu, dass die Zollwache kaum mehr die Lage kontrollieren konnte. Es wurden nicht nur Lebensmittel und Wein über die Grenze gebracht, sondern auch Rinder, Ferkel, Gänse, Enten und Hühner. Wer erwischt wurde, musste mit Geldstrafen bzw. Verurteilungen rechnen.

Am 10. April 1938 stimmten alle 1.582 Stimmberechtigten Schattendorfer und Schattendorferinnen dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich zu. Die zwei jüdischen Familien, der Arzt Dr. Alfred Berger und die Kaufmannsfamilie Nussbaum wurden enteignet. Sie konnten jedoch sicher ins Ausland fliehen.

In Schattendorf befand sich auch ein Arbeitslager für jüdische Zwangsarbeiter, die zum Bau des Südostwalls eingesetzt wurden, um die vorrückende „Rote Armee“ aufzuhalten. Die deportierten ungarischen Juden mussten unter schlechtesten Bedingungen schwerste Arbeit leisten. Immer wieder versorgte die Schattendorfer Bevölkerung sie heimlich mit Essen, Trinken und Kleidung, obwohl dies strengstens verboten war. Viele Zwangsarbeiter starben zwischen Herbst 1944 und Frühjahr 1945 an Erschöpfung, Hunger, Krankheit oder Misshandlung. Bei den Massengräbern mit sieben und mit 26 Toten wurde 1996 ein Denkmal für die Verstorbenen errichtet. Die Gedenkstätte befindet sich in der Nähe des Friedhofes.

Am 18. März 1945 überflogen Tiefflieger Schattendorf. Eine Schattendorferin befand sich zu diesem Zeitpunkt auf den Haussatz-Äckern und wurde von Flaksplittern tödlich getroffen.

Am 26. März 1945 traf die deutsche Wehrmacht von Sopron kommend in Schattendorf ein. Sie wies die Bevölkerung an den Ort zu verlassen, aber nur wenige Schattendorfer kamen der Aufforderung nach. Am Ostersonntag dem 1. April, um ca. 11 Uhr marschierten die sowjetischen Truppen von Sopron kommend nahe des Friedhofes friedlich in Schattendorf ein. Die ersten russischen Kampftruppen wurden freudig von der Bevölkerung begrüßt und vorerst als Befreier vom nationalsozialistsichem Regime betrachtet. Die Schattendorfer Bevölkerung berichtete auch, dass die ersten Russen aus ihren Panzern Zuckerl und Zigaretten auswarfen. Etliche Familien flüchteten aber aus Angst vor den Russen und versteckten sich in Kellern, Schüttkästen etc. Mit den nachkommenden russischen Truppen setzten dann die befürchteten Plünderungen und Vergewaltigungen ein. Mit der Einquartierung russischer Soldaten und Offizieren kam es zur allmählichen Normalisierung. Die Zahl der Besatzungssoldaten in Schattendorf schwankte zwischen 400 bis 750 Personen. Die russischen Besatzungstruppen zogen am 27. April 1946 aus Schattendorf ab.

Noch heute sind die einstigen Kriegsschauplätze des 2. Weltkrieges in der Landschaft, wenn auch teilweise durch Wald verschleiert, sichtbar. Der westliche Teil des, durch das Gemeindegebiet von Baumgarten verlaufenden Panzergrabens, durchschneidet die Landschaft Schattendorfs. Nicht unweit davon im Osten ist auf den topographischen Aufnahmen das Ausmaß der Bomben und Granaten auszumachen.

Westlicher teil des denkmalgeschützten Panzergrabens von Baumgarten und die deutlich sichtbaren Bombenkrater - Kartenausschnitt aus dem GIS-BGLD

Die Nachkriegszeit

Heimkehrer aus westlicher Kriegsgefangenschaft wurden in keinen offiziellen Listen verzeichnet, das gilt auch für die Heimkehrer aus dem Osten bis Sept. 1947. Aus diversen Zeitungsmeldungen geht hervor, dass 17 Heimkehrer nach Schattendorf zurückgekehrt sind. Ab September 1947 bis 1950 sind 42 Schattendorder aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. Die letzten beiden Schattendorfer Kriegsgefangenen sind mit dem 57. Transport am 6. November 1950 heimgekehrt. Oft war der halbe Ort inklusive Musikkapelle auf den Beinen, um dem Heimkehrern einen würdigen Empfang zu bereiten. In Schattendorf wurde z.B. im März 1946 zu Ehren zweier Heimkehrer aus der britischen Gefangenschaft (Robert Pinter und Johann Schefberger) im GH Sonnenhof, ein „Heimkehrerball“ veranstaltet.

Gegenwart (1950 bis heute)

1956 kam es zum Ungarnaufstand. 200.000 Ungarn demonstrierten für die Einführung freier Wahlen und für Wirtschaftsreformen. Doch der Ungarnaufstand wurde von den sowjetischen Truppen niedergeschlagen. Eine Flüchtlingswelle nach Österreich setzte ein. Ende Oktober registrierter man in Schattendorf täglich 30 bis 50 ungarische Flüchtlinge, am 4. November bereits rund 500 Flüchtlinge. Die Schule und das Zollhaus wurden zu Flüchtlingslagern umfunktioniert.

Beschluss über die Verleihung des Wappens von Schattendorf, BLM

Am 18. April 1989 wurde mit dem geheimen Abbau des Eisernen Vorhangs begonnen. Zwischen dem Paneuropa-Picknick am 19. Aug.1989 und der ungarischen Grenzöffnung vom 11. Sept. 1989 kam es vermehrt zu illegalen Grenzüberschreitungen. Auch in Schattendorf überschritten viele DDR-Bürger die „grüne Grenze“. Einige Schattendorfer und Schattendorferinnen hatten beschlossen den Flüchtenden zu helfen und warteten jeden Tag an der Grenze auf die ankommenden DDR-Flüchtlinge. Die Grenzübertritte fanden bei der „Weißen Straße“, in der Nähe der Kirche und über die Vorstadt statt. Oft kamen sie mit zerrissenem Gewand, des Öfteren auch ohne Schuhe und nur mit einem Plastiksackerl in Schattendorf an. Im Gasthaus Walter Grafl oder im Gasthaus Sonnenhof wurden sie versorgt und für ein bis zwei Nächte einquartiert und behördlich erfasst. Mit der Bahn fuhren sie nach Wien zur deutschen Botschaft und von dort weiter nach Deutschland.

Das Wappen von Schattendorf, ein Schild mit den Farben Blau und Silber, wurde am 13. Juli 1999 durch die Burgenländische Landesregierung verliehen.

Am 4. Dezember 2006 wurde in einem feierlichen Akt der Grenzübergang Schattendorf-Agendorf eröffnet. Somit schließt sich der Kreis wieder, indem es wieder eine direkte Verbindung zwischen Schattendorf und Agendorf bzw. Sopron gibt.

 

 

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